Seltsame Heteros

Hetereosexuelle Männer kann man im Grunde genommen in drei Schubladen unterteilen:

a) der Homophobe
Die eher unangenehme Schublade, die man eigentlich mit einem zehnstelligen Sicherheitscode verschließen wöllte. Der Homophobe hasst schwule aus unterschiedlichsten Gründen. Entweder hat er Angst vorm Fremden, ist selbst latent schwul – kann sich aber nicht outen und muss deshalb mit Testosteron und schwulenfeindlichen Aussagen um sich werfen – oder er wurde durch Familie, Freunde und weiteres Umfeld homophob sozialisiert.

b) der Akzeptante (oder Akzeponkel)
Um das mal klar zu stellen: zwischen Toleranz („Ja, sei du mal schön schwul, aber halte dich bloß von meinem Popo fern!“) und Akzeptanz („Du bist schwul? Und warum hattest du gleich nochmal bedenken mir das zu sagen? Ist doch etwas ganz normales.“) liegen mindestens dreihundertvierundachzig Welten! Die Akzeptanzschublade ist toll. Noch nicht jeder Hetero kann von sich behaupten sich hier einsortieren zu können, aber unsere Gesellschaft ist auf einem guten Weg.

c) der „Ich bring‘ dich komplett durcheinander“-Typ
Ja, es gibt so etwas wie einen Gaydar. Jeder Schwule versucht in einem Sekundenbruchteil (teils unterbewusst) abzuchecken, ob das Gegenüber ein potentieller Partner sein könnte oder doch lieber Muschis krault (also die Haustiere…die Katzen…ihr wisst schon). Doch auf der Party gestern begegneten mir wieder einmal zwei Jungs, die wohl noch nicht so recht wussten, wen oder was sie toll finden. Er (hat eine Freundin) und Er² (single) befummeln sich ständig und machen mehr als anzügliche Bemerkungen, was meinen Gaydar komplett aus dem Konzept gebracht hat. „KRABUMM!“, das Mainboard meiner schwulen Rechenzentrale ist hinüber. Wie kann man den ganzen Abend so schwul tun ohne es tatsächlich zu sein? Zu kompliziert für mein Weltbild, das bisher nur zwischen Hetero-Typ a) und b) unterschied. Soll das nun eine Anspielung von wegen „Hej ihr zwei, wir beiden würden uns auch gerne mal ausprobieren“ sein oder machen die sich gerade über uns lustig? Ich schätze eher ersteres. Ungeoutete Bi-Männer, die mit ein klein wenig Alkohol alles mit sich machen lassen würden. Oh … Kopfkino aus. Kopfkino aus!!

Bis bald. Tschöö.

Bahnhofsidylle

„Vorsicht bei der Einfahrt am Gleis 1.“ Eine gewisse Romantik hat das alles hier ja schon. Der Schaffner spuckt in seine Pfeife, die Türen schließen sich piepsend, der Zug fährt mit rauschendem Krabumm los.

Einfach einsteigen und überall auf der Welt hinfahren können. Dieses klitzekleine Gefühl der Freiheit – oder zumindest dessen theoretische Möglichkeit – und gleichzeitig dieses „Hier bin ich Daheim“ hat mich schon immer fasziniert. Nirgendwo anders hat man Heim- und Fernweh zugleich.

Mindestens 30 mir fremde Menschen steigen aus dem Zug, der gerade eingefahren ist. Wo die wohl herkommen? Ob sie hier wohnen oder dieser Bahnhof nur eine Zwischenstation für sie ist? Wer sind diese Menschen, was machen sie beruflich? Der hier ist doch ganz bestimmt schwul.

Junge, junge.

„Sehr geehrte Damen und Herren, herzlich Willkommen in Plauen / Hauptbahnhof.“ Hachja…home sweet home.

Bis bald. Tschöö.